X- oder O-Beine werden sie umgangssprachlich genannt, der Orthopäde spricht beim X-Bein vom Genu valgum und beim O-Bein vom Genu varum. Im Laufe des Wachstums durchläuft das Knie bestimmte physiologische (=normale) Phasen (O-Bein des Säuglings, X-Bein des Kleinkindes bis zur normalen leichten X-Beinstellung des Erwachsenen), die keiner Behandlung bedürfen, v.a. solange sie seitengleich symmetrisch bestehen.

Beim Erwachsenen verläuft die mechanische Traglinie normalerweise vom Hüftkopfmittelpunkt zum Sprunggelenkmittelpunkt annähernd durch die Mitte des Kniegelenkes. Durch das Abweichen von der normalen Tragachse des Beines – bei X-Beinen nach außen bzw. bei O-Beinen nach innen – kommt es zur Überlastung der entsprechenden Gelenkabschnitte. Auf lange Sicht kann durch die Fehl- und Überbelastung einzelner Gelenkabschnitte ein vorzeitiger Gelenkverschleiß entstehen. Während der Wachstumsphase können bei schwerer oder asymmetrischer Fehlstellung die noch offenen kniegelenknahen Wachstumsfugen sehr elegant zeitweiße blockiert werden. Dazu müssen im Rahmen einer kleinen Operation kleine Metallplättchen innen (beim X- Bein) bzw. außen (beim O-Bein) über die Wachstumsfugen am Schienbeinkopf und/oder Oberschenkelknochen eingesetzt werden. Durch das weitere Wachstum auf der Gegenseite begradigt sich das Bein bis zum Wachstumsabschluß und die Metallplättchen können wieder entfernt werden.

Im Erwachsenenalter gibt es diese einfache Korrekturmöglichkeit nicht mehr. Bei Beinachsenfehlstellung und auftretenden Beschwerden im Knie kann durch eine entsprechende Schuhzurichtung oft eine wirksame Besserung erzielt werden. Beim X-Bein wird eine Schuhinnenranderhöhung von 4-5 mm eine Entlastung außen und umgekehrt beim O-Bein eine Schuhaußenranderhöhung eine Entlastung innen bewirken. Auch entsprechende Knie-Hartrahmenorthesen können mit entsprechend eingestellter Korrektur überlastete Gelenkanteile entlasten und dadurch eine Schmerzreduktion erzielen. Wenn diese konservativen Maßnahmen nicht ausreichen, ist es in bestimmten Fällen sinnvoll, die Beinfehlstellung operativ durch eine sogenannte Umstellungsosteotomie am Knie zu korrigieren. Dadurch kann die Versorgung mit einem künstlichen Gelenk (KTEP) oft um viele Jahre hinausgezögert werden.